Teilhabe und Teilgabe - jeder ist gebraucht und wichtig!

Dr. Christiane Barbara Pierl

Arbeiten in einem inklusiven Forschungsteam - ein Erfahrungsbericht von Dr. Christiane Barbara Pierl 

Ich bin Epidemiologin und Gesundheitswissenschaftlerin sowie Personalreferentin und systemische Coach. Seit Sommer 2016 arbeite ich an der TU Dortmund in einem inklusiven Forschungsteam im AKTIF Projekt. Dies ist für mich eine völlig neue, sehr positive Erfahrung. In meinem langjährigen Berufsleben in wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Bereichen habe ich zuvor kein Team erlebt, in dem so wertschätzend und kollegial-unterstützend miteinander umgegangen wird und eine derart angenehme und positiv-motivierendes Atmosphäre herrscht.

Ich arbeite mit Kolleginnen und Kollegen ohne und mit unterschiedlichsten Arten und Schweregraden von Beeinträchtigungen zusammen (Hör-, Sehbeeinträchtigungen, Rollstuhlfahrer*innen ...). Bei der inklusiven Zusammenarbeit sind unterschiedliche Bedarfe zu berücksichtigen und zu adressieren, z. B. Schriftdolmetschung, große Schriftarten bzw. Braille-Übersetzung in Besprechungen oder Rollstuhl-gerechte Unterbringung bzw. besondere Bedarfe von Mitarbeiter*innen mit Allergien und Unverträglichkeiten, u. ä.. Dies mag zeitlich und organisatorisch zunächst einen zusätzlichen Aufwand darstellen, dieser wird jedoch durch die Synergien auf Grund der sehr unterstützenden und guten Zusammenarbeit mehr als ausgeglichen.

"Das Ganze ist mehr als die Summe als die Summe seiner Teile!" - Ich erlebe ein gut funktionierendes Team mit flachen Strukturen und einem zukunftsweisenden Führungsstil (innovativ, adaptiv, integrativ, partizipativ, vernetzend) mit einer hervorragenden Führungskultur, wie ich es mir vom Standpunkt einer Personalreferentin immer gewünscht habe - hier wird er gelebt! Es gibt Raum für eine individuelle wie auch gemeinsame Umsetzung und Gestaltung anstehender Aufgaben.

Kreativität und Innovation sind vorprogrammiert, da die Kolleg*innen mit Beeinträchtigungen lebenslang ihren individuellen, kreativen und innovativen Umgang mit den gesellschaftlichen Umständen und Anforderungen entwickeln mussten und dadurch sehr viel Flexibilität und Weite in ihrem Denken und Handeln besitzen. Gibt es den Raum und die Offenheit, dass dies mit-geteilt und offen angenommen werden kann, entstehen förderliche Rahmenbedingen für die Findung und Umsetzung von wichtigen, neuen Forschungsthemen.

Inklusive Forschungsprojekte haben besondere Eigenarten und für die Herstellung von Barrierefreiheit sind in einem gewissen Rahmen mehr finanzielle und zeitliche Ressourcen aufzuwenden, doch sind der Innovationscharakter der Themen und Outputs, die Effektivität sowie die Qualität der Arbeit in diesen Forschungszusammenhängen sehr fruchtbar und nutzbringend für Wissenschaft, Politik und Gesellschaft.

Insgesamt ist die Bilanz stark positiv zu bewerten. Ich kann inklusives Arbeiten jedem in Wissenschaft und Wirtschaft bestens empfehlen, der Innovation und Kreativität für eine erfolgreiche Arbeit braucht und nachhaltig seine Wettbewerbsfähigkeit am Markt sichern möchte. Ich möchte dazu ermutigen, sich mit den überaus großen Chancen des Diversity Managements vertraut zu machen und mit innovativen Teamstrukturen und Führungsstilen mit dem Ziel eines "Best Place to Work" an einer "Gesunden Gesellschaft" mitzuwirken. Es lohnt sich!

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