Einstieg in das Berufsleben als Wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem inklusiven Team

Ein Erfahrungsbericht von Wolfgang Thiems

Wolfgang Thiems

Mein Einstieg in das Berufsleben als Wissenschaftlicher Mitarbeiter war von einigen Barrieren gekennzeichnet, wobei diese zum Teil mein Privatleben betrafen, was sich dann allerdings auf das Berufliche auswirkte.

Als ich die Zusage für die Stelle im AKTIF Projekt an der Universität zu Köln bekommen habe, habe ich mich bereits nach Wohnungen umgeschaut. Die Wohnungssuche stellte sich als große Herausforderung dar, vor allem weil es als Mensch mit Behinderung ungleich schwerer ist, eine geeignete Wohnung zu finden. Gewundert habe ich mich darüber, was als barrierefrei und somit für einen Rollstuhlfahrer zugänglich angeboten wurde. So bekam ich bei der Anfrage für eine angeblich barrierefreie Wohnung auch die Antwort: „Die Wohnung ist komplett barrierefrei, allerdings müssen Sie um ins Haus zu gelangen, zehn Stufen überwinden“. So kam es, dass ich trotz der Unterstützung vom Lehrstuhl bei meinem Arbeitsbeginn noch keine geeignete Wohnung gefunden hatte und zunächst kurzfristig in ein Hotel einzog. Da unsere Projektleiterin diesen Umstand als nicht akzeptabel empfand, bot sie mir an, dass ich bis zu meinem Umzug in meine eigene Wohnung zum kommenden Monat Homeoffice in meiner alten Heimat machen könnte. Dieses Angebot hat mir natürlich sehr geholfen und so bin ich noch einmal zurück und habe mich von zuhause in die Projektinhalte eingelesen. Der Nachteil lag darin, dass ich in dem Moment nicht im Team vor Ort war.

Nachdem ich meine eigene Wohnung bezogen habe, konnte die Arbeit für mich richtig losgehen. Allerdings war der Anfang von einigen Formalien, wie z.B. der Arbeitsplatzbegehung unterbrochen. Diese fand trotz rechtzeitiger Bemühungen der Projektleitung erst ein Vierteljahr nach meinem offiziellen Dienstbeginn statt, sodass der Antrag für benötigte Arbeitsplatzausstattung erst sehr spät gestellt werden konnte. Es wurden auch immer neue Angaben benötigt, nach denen zunächst nicht gefragt wurde. So kommt es, dass ich bis heute (1,5 Jahre später) keine optimale Arbeitsplatzausstattung habe.

Arbeiten im Team als Lernprozess

Vom Team habe ich mich vom ersten Moment an gut aufgenommen gefühlt und alle sind von Anfang an bemüht gewesen, auf meine Belange Rücksicht zu nehmen. Das miteinander Arbeiten in einem inklusiven Team erlebe ich als andauernden Lernprozess. Allerdings konnten viele Abläufe dadurch verbessert werden, dass ich, wenn ich speziellen Unterstützungsbedarf habe (z.B. Buchen einer Dienstreise mit der Bahn), diese Aufgaben selbst übernehme und die anderen Teammitglieder sich entsprechend anpassen. Auch, wenn es für die Teammitglieder gerade in diesem Bereich, zum Teil einfachere Wege gäbe, werden diese Schwierigkeiten mitgetragen.

Die Arbeit mit Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen habe ich als positive Erfahrung für mich wahrgenommen, da ich so andere Perspektiven, Barrieren und Lösungswege kennengelernt habe.

Letzten Endes bin ich froh, dass ich die Barrieren auf mich genommen habe und in einem Team zu arbeiten, in dem mir die Arbeit Spaß macht und mir auch immer mehr Aufgabenbereiche anvertraut werden.

Die Arbeit im Bereich der Teilhabe und beruflichen Rehabilitation finde ich insofern interessant, als dass ich selbst vor meiner Einstellung mit Schwierigkeiten bei der Arbeitsplatzfindung hatte und ich es wichtig finde, dass Barrieren in diesem Bereich abgebaut werden, weshalb ich mich einerseits für das Thema „Abbau von Barrieren“ und andererseits dem Thema „Übergänge“ interessiere und Fragestellungen zu diesen Bereichen untersuche.

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